Tassajara. Hamburg

Vegetarisch ist nicht die Küche des Weglassens, das hat man im «Tassajara» früh kapiert. Deshalb pilgern die Hamburger seit mehr als 30 Jahren in das Restaurant, das früher «Golden Temple» hieß und schon vegetarisch kochte, als viele noch dachten, dass Fleischlosesser nach sechs Monaten tot umfallen. Missioniert wurde hier nie, stattdessen überzeugen die netten Betreiber mit indisch inspirierter Weltküche: Wenn im «Tassajara» ein Gericht sehr viele Zutaten hat, bedeuted es nicht, dass der Koch verzweifelt versucht hat, Geschmack an etwas Geschmackloses zu zaubern. Es heißt vielmehr, dass sich Tofu, Aubergine, Süßkartoffel, Kapern, Pinienkerne, Mangold und Berglinsen zu einem cremigen Genuss mit leiser Säuerlichkeit verbinden. Allerdings gilt auch hier: Weniger ist manchmal mehr, einige Gerichte könnten ruhig schnörkelloser sein und mehr mit dem Geschmack eines einzigen Produktes arbeiten als mit der Komposition zahlreicher Aromen. Das schmälert nicht das gute Gefühl, mit dem «Tassajara» das Schlaraffenland zu betreten - endlich mal Auswahl zu haben und nicht nach dem einen Vegetariergericht auf der Karte suchen zu müssen.

CHRISTA THELEN